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Die Truhe der Tante Mitzi

Sehr viele Erinnerungen sind ab dem 18 Jahrhundert in einer alten Holztruhe aufbewahrt worden. Für 7 Generationen hat die alte Truhe die Familie Autischer durch das Leben in Saifnitz begleitet. Die “Tante Mitzi” wurde als Maria Autischer am 5. September 1882 geboren, zweite Tochter von einer Familie mit 8 Geschwistern:  Carl und Filipp (Zwillinge), Filipp, Johann, Anna, Amalia und Alois. Nur 2 Geschwister und 3 Brüder überlebten die damals typischen Kinderkrankheiten.

 

Die Zeit‚ in der die TANTE MITZI geboren wurde,  weist manche Ähnlichkeiten mit der heutigen auf.  Die damals geltende Währung musste 1848 wegen sehr hoher Staatsverschuldung von dem Umtausch in klingenden Gulden aus Silber zuerst abgekoppelt werden.  Es folgten verschiedene Versuche zur Sanierung der Gulden, die damals von Norddeutschland bis nach Venedig als Zahlungsmittel diente.  Als um 1870 große Edelmetallfunde in Amerika gemacht wurden, der Umtausch der Gulden in Silber war definitiv beendet.

 

1873 erreichte die Wirtschaftliche Krise eine Höhepunkt mit dem Zusammenbruch zahlreiche Unternehmen auch im Großraum Villach. Bemerkenswert ist aber auch, dass genau in diesen Jahren vielen Eisenbahnlinien in Kärnten fertiggestellt wurden. Im Jahre 1873 erreichte die Linie Wien-St.Veit-Villach auch Tarvis und wurde bis nach Udine weitergebaut. Vielen anderen Bauvorhaben wurden zuerst eingestellt, wie die Linie Villach – Salzburg und den Karawankentunnel, und erst nach 30 Jahren wurden sie wieder aufgenommen.

 

Im Februar 1891 starb unerwartet Vater Filipp, im Haus Nr. 128 wo die Familie bisher lebte. Im gleichen Jahr kam es im Kanaltal zu größeren Überschwemmungen, von denen besonders die Gemeinden Tarvis, Malborghet, Pontafel und auch Arnoldstein betroffen wurden.  Die Stadt Villach leistete bei dieser Katastrophe eine gigantische Hilfe zur Wiederaufbau.

 

Am 2. August 1892 wurde eine neue Währung in Österreich eingeführt, die im Verhältnis 1 Gulden = 2 Kronen umgestellt werden sollte, und war im Gold gedeckt. Die Wirtschaftliche Lage verschlechterte sich trotzdem weiter. 1898 entschloss sich daher die Mutter der Tante Mitzi in das nahe gelegenen Haus Nr. 83 mit der ganzen Familie umzuziehen, wo 2008 das erste Tante Mitzi Café (im Italienischen Caffè) eröffnet wurde.

 

Sie kaufte das Haus Nr. 83 für 150 Gulden, ohne Servitutsrechte für die Holzbeschaffung, die von dem vorhergenden Eigentümer 1896 für 20 Jahre beansprucht wurden. Das Haus Nr. 83 verfügte daher nur über die Rechte der Steinbeschaffung und die  der Weiderechte für 2 Kühe und Schafe, gemäßes Regulierungsakt von 1872. Die Holzrechte hätten sich 1916 neu bilden sollen.

 

Aus dieser Zeit wurden in der alten Truhe der Tante Mitzi folgenden Münzen wiedergefunden:

-1 x „6 Kreuzer“ von 1848 (Silber, nur 1848-49) [60 Kreuzer entsprachen 1 Gulden]

-2 x „6 Kreuzer“ von 1849 (Silber, nur 1848-49) [60 Kreuzer entsprachen 1 Gulden]

-1 x „1 Kreuzer“ von 1859   [60 Kreuzer entsprachen 1 Gulden] 

-1 x „2 Heller“ Münze von 1894 (19mm 3,32gr Cu/Sn 1892 Erstausgabe) [100 Heller = 1 Krone]

-2 x „2 Heller“ Münze von 1899 (19mm 3,32gr Cu/Sn 1892 Erstausgabe) [100 Heller = 1 Krone]

-1 x Krone von 1895 (23mm 5gr  83,5 % Ag 1892 Erstausgabe)  [2 Kronen entsprach 1 Gulden]

1899 ging die Ära des Gulden definitiv zu Ende, und ab 1.1.1900 war nur die Krone in Umlauf.

 

Die Truhe der Tante Mitzi sammelte weiter interessante Objekte und Geschichten, die durch 2 Weltkriege, 2 Staaten und unterschiedliche Regierungsformen sowie Gesetze, verschieden Amtswährungen und offiziellen Amtssprachen geprägt sind.